Bei vielen meiner Shootinggespräche, egal ob für eine Hochzeit oder ein Babybauchshooting fragen mich meine Kunden: Bekommen wir auch die „unbearbeiteten“ Bilder?
In diesem Blogartikel möchte ich euch erklären, wieso viele Fotograf*innen genau diese nicht herausgeben. Damit der Lesefluss aber nicht gestört wird werde ich im weiteren Verlauf auf das Gendern verzichten und nur von Fotograf bzw. Kunde sprechen. Es sind aber immer beide Geschlechter angesprochen.
Das Erste, was ein Fotograf lernt, sind die verschiedenen Dateiformen. Jeder von euch kennt JPEG, viele vielleicht noch PNG oder GIF. Aber wem von euch sagt .ARW oder .NEF etwas?
Diese Endungen gehören alle zu einer Obergruppe von Bildformaten, den RAW-Dateien. Wenn man das so liest, hat man fast den Eindruck es schreit einen an. Allerdings steht RAW für Roh, also eine Rohdatei. Bevor Bilder digitalisiert wurden, also auf einer SD-Karte gespeichert werden, wurden sie auf Film festgehalten. Dieser Film musste erst in einem Labor entwickelt werden. Sie waren also in einem Rohzustand.
Diese RAW-Dateien enthalten mehr Informationen, dadurch können wir in Programmen wie Lightroom oder Photoshop mehr aus ihnen rausholen. Natürlich lassen sich auch JPEG-Dateien im Nachhinein bearbeiten, jedoch sind hier die Möglichkeiten eingeschränkt. So kann ein Schwarz-Weiß JPEG-Bild nicht mehr in Farbe bearbeitet werden. Bei RAW ist dies jedoch möglich.
Wenn wir fotografieren, konzipieren wir in unserem Kopf ein Bild. Wir sehen Formen und Farben, wir erschaffen eine Erinnerung für unsere Kunden anhand von Erfahrung aber auch durch Informationen, die wir im Laufe des Kennenlernprozesses erhalten haben.
Hier ein Beispiel:
Das dunklere Bild ist die RAW/Roh-Datei, das Bild daneben die bearbeitete Version. Hier habe ich einfach ein paar Grundbearbeitungen vorgenommen. Aufgehellt, die Schatten rausgeholt und das Bild begradigt.
Das kann jedoch auch der Hobbyfotograf für euch machen. Dafür benötigt ihr keinen Fotografen, der dies professionell macht.
Für eure Hochzeit oder eure Familienbilder möchtet ihr aber Erinnerungen für die Ewigkeit schaffen. Erinnerungen, die ihr euren Kindern und Enkeln zeigen wollt.
Das was viele Hobbyfotografen nicht sehen, sind spezielle Szenen, oder Lichtkorrekturen am Bild.
Oft habe ich es erlebt, wie der Onkel die Hochzeit mit mir gemeinsam fotografiert, dabei aber grobe „Fehler“ macht. Dieser blitzt den Gästen und dem Brautpaar ins Gesicht oder achtet mehr auf die Zeremonie wie ein Gast als Fotos zu machen. Hobbyfotografen fotografieren zumeist aber auch Landschaften und Tiere, weniger Menschen oder gesellschaftliche Veranstaltungen. Ihnen fehlt es an Erfahrungen im Bereich Kommunikation mit dem Paar und den Gästen. Kleine aber unglaublich wichtige Situationen zu sehen. Oma wischt sich Tränen bei der Zeremonie aus dem Gesicht. Papa hält die Hand von Mama und man sieht in beiden Gesichtern Stolz und Glück. Die Freundinnen erblicken die glückliche Braut zum ersten Mal in ihrem Kleid beim Getting Ready. Die Blumenmädchen, die ihre wichtige Aufgabe ernst nehmen und nichts falsch machen wollen.
Diese und viele weitere wunderschöne Momente darf ich und dürfen viele meiner Kollegen und Kolleginnen mit ihrer Kamera einfangen und für die Ewigkeit festhalten. Das macht unseren Beruf so wunderschön!
Deswegen wollen wir nicht, das ihr unbearbeitete Bilder erhaltet, die die Komposition nicht wiedergeben, die wir in unserem Kopf haben.
Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt diesen Beitrag bis zum Ende zu lesen!
Eure Vicki!
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